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Bald ist es so weit: am 17. Juli startet die gemeinsame Aktionswoche von 30 Organisationen der Osnabrücker Zivilgesellschaft. Dabei sind Klima- und Umweltgruppen, Gewerkschaften und viele weitere Initiativen, die sich für eine solidarische, soziale, gerechte und ökologische Stadt einsetzen.

Zusammen haben wir ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt mit Diskussionsveranstaltungen, Filmen, Kunst- und Kulturevents und Mitmachaktionen. Das ganze Programm mit über 20 Veranstaltungen findet ihr auf der Webseite „So geht Zukunft!„.

Besonders weisen wir auf 2 Veranstaltungen hin:

  • die Eröffnungsveranstaltung mit Verleihung der „Nach uns die Sintflut Preise“ (siehe unten) am Samstag, 17. Juli von 10 bis 15 Uhr vor dem Theater, wo sich die beteiligten Organisationen mit Infoständen präsentieren und sich auf euren Besuch und viele interessante Gespräche freuen. Die Osnabrücker OMAS sind dabei.
  • sowie auf die gemeinsame Kundgebung und Demonstration am Freitag, den 23. Juli am Willy-Brandt-Platz (Kundgebung ab 12:00 Uhr, Demonstration beginnt um 15:00 Uhr). Beteiligt euch gern mit Plakaten und Transparenten mit euren Vorstellungen für ein lebenswertes Osnabrück.

 

Verleihung der „Nach uns die Sintflut-Preise“ („Nuds-Preise“) für die politischen Entscheidungen mit den mutmaßlich negativsten Einflüssen auf Artenvielfalt und Klimahaushalt in Stadt und Landkreis Osnabrück innerhalb der letzten 4 Jahre

Preisverleihung durch Fridays For Future Osnabrück sowie die gUG Umweltschutz und Lebenshilfe Melle, am Samstag 17. Juli, 13:00 Uhr, vor dem Theater in Osnabrück.

Hintergrund:
Die Idee der „Nach uns die Sintflut-Preise“ wurde nach den „Gewässerrandstreifen-Entscheidungen“ des Kreistages (Landkreis Osnabrück) 2019 ins Leben gerufen. Entschieden wurde damals, dass an Gewässern in FFH-Gebieten (Flora-Fauna-Habitat-Gebietes) lediglich ein 1 Meter breiter Schutzstreifen ausreichen würde und eine Bearbeitung von Agrarflächen somit bis zu einen Meter an ein FFH-Gewässer heranreichen könne – mit allen damit verbundenen möglichen Folgen für die wertvollen Ökosysteme eines (wohlgemerkt!) Flora-Fauna-Habitat-Gebietes!
Eine solche Entscheidung, mitten im Zeitalter des größten Artensterbens in der Geschichte der Menschheit wirkte so absurd, dass es uns als angemessen erschien, bei künftigen Entscheidungen einmal etwas genauer hinzusehen und diese ggf. mit einem Schmähpreis „auszuzeichnen“. Glücklicherweise wurde in Bezug auf den „Gewässerrandstreifen-Skandal“ auf politischer Ebene schlussendlich dann doch noch eine gute und positive Lösung gefunden.

Herausgekommen ist bei der „Nach uns die Sintflut“-Recherche eine intensive Suche nach den politischen Entscheidungen mit dem mutmaßlich negativsten Einfluss auf die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in Stadt und Landkreis Osnabrück (innerhalb der letzten vier Jahre). Im Laufe des Meinungsbildungs-Prozesses wurde entschieden, drei Preise zu vergeben. Diese sind der „Nach uns die Sintflut-Preis“, vergeben von der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe aus Melle, eine Auszeichnung benannt durch Fridays for Future Osnabrück, sowie eine dritte Preisvergabe die von der Öffentlichkeit bestimmt wurde.

Bei den Preisverleihungen geht es weniger um eine Parteienschelte, als vielmehr um eine Entscheidungskritik.
Es ist den Preisverleihenden wichtig, auf einer argumentativ-sachlichen Ebene Entscheidungen zu benennen, die einen Schaden für die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in der Region Osnabrück hervorrufen. Zudem ist es uns ein wichtiges Anliegen diesbezüglich zu sensibilisieren und einen Einstieg in einen gesamtgesellschaftlichen Diskurs zu schaffen.

Eine hervorgehobene Rolle bei Entscheidungen mit Bezug zu Umweltaspekten spielt die Wissenschaft, wie in den Auszeichnungstexten des Preises zu lesen. Die Wissenschaft liefert zu den komplexen Themenzusammenhängen eine Vielzahl unabhängiger Studien. Die Ergebnisse und Empfehlungen dieser Studien müssen wir zwingend berücksichtigen, sofern wir auch in 20 Jahren noch auf einem lebenswerten Planeten leben wollen. Die Wissenschaft sollte in einer aufgeklärten Demokratie eine herausragende Position innehaben – liefert diese doch empirisch ermittelte Fakten, an denen wir uns als Gesellschaft orientieren sollten.
Zwingend sollte das auch für „die Politik“ gelten. Leider findet eine diesbezügliche Orientierung in Teilen der Entscheidungsträger*innen nicht in hinreichendem Maße statt. Auch aus diesem Grunde stecken wir aktuell tief in der Klimakrise drin, die den Planeten zunehmend unlebenswert sich der Planet am Rande eines Abgrundes. Bedroht von Klimaerwärmung und Artensterben.

Folgende Entscheidungen nun werden mit den „Nach-uns-die Sintflut-Preisen“ ausgezeichnet:

  • Entscheidung des Europäischen Parlamentes im Oktober 2020, die GAP (Gemeinsame Agrarpolitik) ohne einen dringend benötigten Systemwechsel für weitere sieben Jahre zu verabschieden
  • Fortführen der Überlegungen, Flächen in den „Grünen Fingern“ Osnabrücks als Bauflächen heranzuziehen und Bauvorhaben dort zu verfolgen
  • Publikumspreis (ausgewählt durch die Öffentlichkeit): Bau der A33-Nord

Johanna Heimrich, Aktivistin bei Fridays for Future Osnabrück: „Dass in Zeiten der allgegenwärtigen Klimakrise ein Gericht die Politik zurechtweisen muss, um deren Klimaschutzmaßnahmen auf ein der Krise angemessenes Maß zu bringen, spricht bereits Bände. Noch immer muss der Impuls für annähernd ausreichenden Klimaschutz von außen kommen, von alleine tut sich zumindest in den aktuellen Regierungen viel zu wenig. Um darauf aufmerksam zu machen ist die Vergabe eines Negativpreises nur angemessen und angebracht.“

Dr. Kai Behncke, ehrenamtlicher Geschäftsführer der gUG Umweltschutz und Lebenshilfe: „In den letzten 5 Jahren haben wir als Naturschutzgruppe über 220 Blühwiesen angelegt, Feuchtbiotope, Vogelschutzhecken und Streuobstwiesen geschaffen sowie Klimaschutzanpflanzungen durchgeführt. Das allein reicht jedoch nicht. Es ist gleichfalls wichtig, sich auch politisch zu äußern, wenn Entscheidungen die Artenvielfalt und den Klimahaushalt in unserer Region negativ beeinflussen werden. Nach unserer Auffassung wird sich das ökologische Gesamtgefüge in Stadt und Landkreis
durch die genannten Entscheidungen verschlechtern. Es ist uns wichtig mit den Preisverleihungen vor den Wahlen die Bedeutung von Natur und Klima als politisch unabdingbare und herausragende Maßgeblichkeit gesondert hervorzuheben.“

Die Entscheidungsbegründungen, basierend auf wissenschaftlichen Fakten, stehen hier zum Download bereit.